Das japanische Musik Kollektiv „Kikagaku Moyo“ hat sein Ende angekündigt. Nicht aber ohne ein letzten Album zu veröffentlichen. Die Band die mit freeform Psychrock begonnen hat, wurde im Laufe der Zeit immer aufgeräumter und beinahe poppig. Das letzte Album „kumoyo island“ bewegt sich nun zwischen verträumten Psych inklusive Sitar und Krautigem oder auch überdrehtem Psychrock. Damit liefern sie einen wilden Querschnitt durch ihr gesamtes Schaffen ab. Von daher nicht nur für Fans ein Muß!
Zwei Jahre nach ihrer letzten Ep „darüber reden wir nicht“ sind die drei Niederländer im September zurück mit einem neuen Album. Bisher gibt es drei Stücke zu hören, die zwar noch immer druckvoll, tanzbarer Minimal Electro sind, aber nun etwas mehr Song Struktur aufweisen als die letzten etwas clubigeren Releases. Es geht munter nach vorne, irre Ideen finden sich noch immer zu Hauf. „fehlerlinie“ wird ganz sicher ein Riesenspaß! Da bin ich sicher!
Im September erscheint auf Bureau B (das ja auch unsere feinen „sowas von egal“-Sampler veröffentlichte) das selbstbetitelte Debüt der Berliner Band „Sprung Aus Den Wolken“ neu. Die Band war neben den „Einstürzenden Neubauten“ eine der Bands, die auf dem so oft von mir beschworenen Festival der Genialen Dilletanten im Jahr 1981 spielte. Das Debüt Album erschien im darauf folgenden Jahr. Die Musik entspricht freilich dem typischen DIY Tape Sound jener Zeit. Da das Original inzwischen recht hochpreisig ist, darf man sich auf diese Reissue unbedingt freuen!
Noch einmal zu der bald erscheinenden Zusammenarbeit von „Panda Bear“ und „Sonic Boom“: „reset“ hält tatsächlich, was die Vorabsingle „go“ versprochen hat. Die Stücke atmen 60er Westcoastfeeling durch und durch. Selbst wenn „Sonic Boom“ singt, der ja eine ganz andere Stimme hat als der tatsächlich an Brian Wilson erinnernde „Panda Bear“, schwingt die sommerliche „Beach Boys“-Leichtigkeit mit. Dazu hört man die anderen Projekte beider Künstler deutlich heraus – seien es „Spectrum“, „Animal Collective“ oder die letzten „Sonic Boom“ Solo Arbeiten. Vielleicht kommen sie dabei näher an das heran, was Brian Wilson mit seinem legendären „smile“ Album erreichen wollte als Wilson selber. Schön, wie hier der 60s Vibe mit moderner Musik verbunden wird. Schade, dass dieses sommerliche Album physisch erst im Herbst erscheint.
Das US Label Dark Entries ist ja vor allem für seine Reissues von 80er Jahre (Synthie-) Perlen bekannt. Von Zeit zu Zeit erscheinen dort aber auch ganz andere Platten. Das erste Album von „Sunfear“ ist eine davon. Die Musikerin „Sunfear“ aka Eylül Deniz bringt schon seit ein paar Jahren experimentelle bis dronige Tracks heraus. „octopus“ scheint nun vergleichsweise konkret zu sein. Sphärisch verhallter Pop trifft auf Ambientklänge. Den Eindruck vermitteln zumindest die ersten beiden zu hörenden Stücke. Die Musik wirkt völlig entrückt und traumhaft zugleich. Das könnte ein spannendes Album werden.
Die legendäre „Dead Can Dance“-Sängerin hat sich solo oder zusammen mit anderen Künstler*innen auch abseits ihrer Band einen Namen machen können. Filmmusik hat sie mit Größen wie Hans Zimmer aufgenommen. Für das im August erscheinende Album „exaudia“ hat sich Gerrard mit dem Komponisten Marcello De Francisci zusammen getan. Eines der zwei bislang veröffentlichten Stücke hören sich genau so an, wie man sich das von Gerrard wünscht und erwartet. Allerdings legt De Franciscis Komposotion bei „when the light of morning comes“ eine ganz große Schippe Kinofilm Pathos oben drauf. Dazu überzeugt das Stück mit „Blade Runner“ Reminiszenzen. Bei „until we meet again“ kommen moderne Sounds und sogar Autotune(!) zum Einsatz. Es mag sicher mutig sein, als Künstlerin von Gerrards Status, sich an so etwas zu probieren. Ich persönlich finde, dass sie das hätte besser lassen sollen. Mal sehen, wie der Rest des Albums wird.
Wow! Das nenn ich mal krass. In diesem Monat erschien bereits das Mini-Album „no“ von dem Bremer Projekt „Schrei Der Natur“, da kommt auf einmal „sacro & profano“. Es wurde wohl einiges umdisponiert; denn „no“ gibt es – anders als geplant – doch nur digital (und zum name your price). Dafür ist „sacro & profano“ als Tape erhältlich. Das macht allein optisch schon ordentlich was her, weil das Artwork ein Kunstwerk des Musikers selber ist und wunderbar zu Stimmung der Musik passt. Neu ist auch, dass Daniel Rossi dieses Mal ausschließlich italienisch singt. Das passe so besser zur Atmosphäre. Zudem ist die Produktion runder und ausgereifter. Schönes Album, das zusammen mit dem Artwork ein feines Gesamtkunstwerk geworden ist. Pflicht für jeden Fan von Neofolk.
Drei Jahre nach seinem Debüt ist das griechische Duo „Incirrina“ zurück mit neuem Album. „lip led scream“ erscheint Mitte August. Es gibt aber bereits vorab vier Tracks zu hören. Wo auf dem Debüt die reduzierten Arrangements angenehm auffielen, wird hier leider alles mit Synthie Flächen und Hall zugekleistert. Das geht leider auf Kosten des eigenständigen Bandsounds. Nun klingen sie mehr wie eine der gefühlten Heerscharen an Bands wie „Minuit Machine“ und Epigonen.
Das Ein-Mann-Projekt(?) aus Bogotá, Kolumbien ist seit 2018 aktiv. Seither gab es einige digitale Relaeses. Eps und Singles. Die letzte Single „tardes sombrías“ stammt vom November letzten Jahres. Musikalisch entwickelte sich das Projekt von etwas belanglosem Neo Minimal hin zu etwas eigenem, das bisher am überzeugensten auf der letzten Single zeigt. Treibend und tanzbar und dennoch durch flächige Sound dreamy sind die Tracks. Dazu der mehr geshoutete als gesungene Gesang hinterlassen eine spannend ambivalente Stimmung. Hoffentlich wird es hier bald noch mehr in dem Stil geben.
Vor 40 Jahren erschien das zweite Album der britischen „Associates“. Grund genug, „sulk“ mit einer Neuauflage zu würdigen. Ende der 79er gegründet, spielte das Duo zunächst Postpunk, signte bei „The Cure“s Label Fiction. Robert Smith hat auf dem Debüt sogar Background Vocals beigesteuert. Unter dem Einfluss von Drogen wurde die Musik poppiger, arty und experimenteller zugleich. Ergebnis war 1982 schließlich „sulk“, das es mit seinen Singles „party fears two“ und „club country“ in die britischen Charts schaffte. Wegen der seltsamen Arrangements und des bisweilen artifiziellen Gesangs Billy MacKenzies blieb der ganz große Durchburch jedoch aus. Zu Unrecht. Hört man das Album heute gibt es dauernd etwas neues zu entdecken und tolle Melodien dazu – trotz aller vermeintlichen Sperrigkeit. Die Jubliäumsausgabe wurde erheblich um Demos, Peel Sessions und Live Aufnahmen erweitert. Was bei anderen Bands gerne unsinnige Dreingabe ist, entpuppt sich bei dieser Jubiläumsbox als wahre Fundgrube. Hier lässt sich die Entwicklung der Band in der Zeit zwischen den ersten beiden Alben prima nachvollziehen. Die alternativen Versionen und Tracks sind feinster Postpunk oder Indie Pop. Schade nur, dass es das Bonus Material nur auf CD gibt: LP plus 3 CDs. Da wünsche ich mir noch eine reine Vinyl Version.