Die Releases des Industrial Projektes „Haus Arafna“ sind schnell ausverkauft, immer gesucht und entsprechend teuer. Das gilt besonders für das legendäre 2010er Album „you„. Hier gibt sich das Duo vergleichsweise eingängig – sofern man das bei ihrem brachial düsteren Sound so sagen kann. Dankenswerterweise erscheint im Oktober ein Reissue auf silbernem(!) Vinyl. Schnell zuschlagen, bevor auch hier wieder die Preise durch die Decke gehen…
Das „November Növelet„/“Haus Arafna“ Stammlabel Galakthorrö hat soeben das Debüt eines neuen Projektes veröffentlicht. „Sühne Mensch“ scheint ein Ein-Mann-Projekt einer nicht unbekannten Person zu sein. So legt es zumindest die Beschreibung auf der Label Seite nahe. Mehr Infos scheint es nicht zu geben. Musikalisch schließt das Projekt perfekt an den Label Sound an und ist irgendwo zwischen „Haus Arafna“ und „Herz Jühning„. Kurz: Die Musik ist elektronisch, hoffnungslos, mit viel Industrial Sounds und düster. Was es bisher zu hören gibt, ist jedenfalls viel versprechend.
Kennt noch jemand „to rococo rot“ – jene Berliner Band, die Ende der 90er einen Hype als große Innovator zwischen Kraut und digitaler Elektronik erfuhr? Trotz teilweise wirklich beeindruckend eigenständiger und in jedem Fall innovativer Musik gerieten sie spätestens 2014 nach ihrem Split in Vergessenheit. Nun veröffentlich Bureau B eine Zusammenstellung der drei(!) Peel Sessions, die das Trio für die BBC zwischen 1997 und 1999 aufgenommen hat. Neben live Versionen bekannter Stücke gibt es obendrein unveröffentlichte Tracks. Das hört sich viel versprechend an:
Ab Oktober hat das spanische Label Dead Wax wieder einmal ein besonderes Schätzchen im Angebot: Die Debüt Single „danse macabre“ der britischen Band „Spiral Vision“, die zugleich die einzige Veröffentlichung bleiben sollte, bevor die Band als „Vision“ etwas bekannter werden sollte. Das Original ist schwer gesucht und wird bei Discogs derzeit für über 200 Euro angeboten. Das Reissue wird – anders als die ursprüngliche Veröffentlichung – eine 12″ sein. Und als wär das nicht schon genug, hat das Label offenbar noch ein paar Originale aufgetan und bietet sie zusammen mit der neuen Variante an. Zur Musik: Es handelt sich hier um verschrobenen Synthpop, spannend und abseits gängiger Klischees. Tipp!
„open“ ist das inzwischen sechste Album von „Kutiman“ alias Ophir Kutiel. Bislang assozierte ich den Künstler mit Funk, Soul und Worldmusic. Mit dem neuen Werk erweitert er das musikalische Repertoire um Filmmusik, 60er, Psychedelic und Trip Hop. Das Ergebnis ist ein kaleidoskopartiger und cineastischer Musiktripp. Interessant ist Gastsänger Dekel, dessen Gesang an „The Coral“ denken lässt. Auf „open“ ist Name Programm: „Kutiman“ zeigt sich offen und hat dadurch ein wirklich spannendes und entspanntes Album geschaffen. Zu haben ab 14.10.
Tatsächlich bin ich schon ein paar Mal über das britische Quartett „Weimar“ gestolpert. Beim kurzen Reinhören war ich nicht angetan, mich weiter mit ihnen zu befassen. Dabei vermengen sie so einiges Spannendes – vor allem aus den 80ern. Mal erinenrt man sich bei dem aufgeräumten Sound an „Echo And The Bunnymen“. Dazu wollen aber die wirren Arrangments und der Pop Appeal nicht so recht passen. Es schwingt der poltische Twee Pop der 80er mit, der Sprechgesang von „Art Brut“ und irre Ideen von den „Cardias“. Und das alles zusammen sind „Weimar“. „dancing on a volcano“ will bewusst angehört werden. Schönes Album, das es bislang leider nur digital gibt.
Christiane Felscherinow aka Christiane F. kennen die meisten sicher von ihrem autobiographischem Buch und den Film „wir kinder vom bahnhof zoo“. Tatsächlich war sie in den frühen 80ern die Freundin von Alex Hacke aka Alexander von Borsig – damals Mitglied der „Einstürzenden Neubauten“. Zusammen traten sie als „Sentimentale Jugend“ auf. Da verwundert es nicht, dass Felscherinow als Promo zu dem besagten Kinofilm unter ihrem Namen 1982 eine Ep aufnahm, die um einen Remix erweitert zum diesjährigen Record Store Day wiederveröffentlicht wurde. Inzwischen gibt es die Ep über normale Kanäle zu kaufen. Die Musik hört sich nach untergrundigem, leicht schrottigem NDW an. Da das Original inzwischen irrwitzige Preise erreicht und das Reissue limitiert ist, empfiehlt es sich wohl, schnell zuzuschlagen.
Wer „The Mars Volta“ und ihre Geschichte als Nachfolgeband der legendären „At the Drive-In“ und dann noch die wahnwitzigen Live Shows beider Bands kennt, wird bei dem neuen, selbstbetitelten und zugleich ersten „Mars Volta“ Album nach zehn Jahren nicht aus dem Staunen herauskommen. Noch nie war das Duo Omar Rodríguez-López und Cedric Bixler-Zavala so zugänglich wie hier. Kein Song mehr über vier Minuten. Einfache Songstrukturen, die Gitarre tritt in den Hintergrund, der Gesang deutlich in den Vordergrund. Es wird Elektronik ebenso bemüht wie die 70er, die 60er und Cumbia. So poppig die Stücke beim ersten Eindruck daher kommen, so ungewöhnlich ist das, was die beiden Kalifonier hier zusammen mischen. „Mars Volta“ 2022 haben nichts mehr mit dem zu tun, was sie vor ihrem Split waren. Das macht sie aber keineswegs weniger aufregend. Das hier ist ein Album zum Zuhören. Überraschendes, aber tolles Comeback!
Das hier ist mal etwas ganz anderes. Dazu vorab die folgende Geschichte: Letztens besuchte ich einen kleinen Plattenladen in Krefeld. Als ich hereinkam, lief „Monarque“s „lys noir„. Zunächst habe ich die Musik nicht so richtig wahrgenommen. Aber nach einer Weile merkte ich, wie durch den Soundtrack eine angenehme (düstere) Atmosphäre entstand. Nach einer weiteren Weile war ich so begeistert, dass ich die Platte gleich gekauft habe. Und um was für Musik mache ich hier so ein Gewese? Um Balck Metal aus Quebec. Natürlich werden auch hier sämtliche Klischees inklusive Eulen-Rufen bedient. Aber die Musik entwickelt geradezu eine sakrale Stimmung und verfällt nicht in sinnloses Gekloppe, wie man es von vielen Bands des Genres kennt. Hört unbedingt rein! Super Soundtrack für den Herbst!
Das 80er Duo „Vono“ ist vor allem für seinen Undergroud-NDW Hit „fred der ritter“ bekannt. Nicht ohne Grund fand der Song deswegen auch seinen Weg auf unseren feinen, zweiten Sampler „sowas von egal 2„. Das Debüt Album der Band „dinner für 2“ wurde inzwischen dankenswerterweise wiederveröffentlicht. Nicht aber „modern leben„. Zu sehr haftet ihm der Ruf an, nur den einen bekannten Hit zu enthalten. Vorteil: Dadurch bleibt das Original bezahlbar. Der Ruf ist aber völlig ungerechtfertigt; denn das Album enthält etliche wirklich gute Songs. Ich halte es für das mit Abstand beste Werk der drei „Vono“-Alben. Ein ganz heißer Tipp für alle, die diesen Sound mögen.