Augustus Muller ist Gus Muller – besser bekannt als eine Hälfte der Band „Boy Harsher„. Mit Band und dem Soundtrack zu dem eigenen Film „the runner“ hat er bereits im letzten Jahr bewiesen, dass er ein Händchen für Soundtracks hat. Im September veröffentlicht er nun das zweite Album solo. „cellulosed bodies“ liefert den Soundtrack zu Filmen des experimentellen Pornographen Vex Ashley. Die beiden ersten Songs daraus bewegen sich zwischen distopischen Blade Runner Sound und Vapor Wave. Könnte spannend werden…
Zu dem Projekt „Monomax Band“ gibt es leider keine Infos. Einzig die 2021er 7″ scheint bislang erschienen zu sein. Die aber hat es in sich: Hier wird „Led Zeppelin“s „immigrant song“ als Italo Track gecovert mit Gesang, der mich sofort an „Fad Gadget“ denken lässt. Mehr stilvolle 80er Huldigung geht kaum.
Der Kanadier Mort Garson genießt Dank seines Albums „plantasia“ einen legendären Ruf. Das Label Sacred Bones hat nicht nur das, sondern auch etliche andere Alben des Künstlers veröffentlicht. Alle eint Garsons Vorliebe für spacige Synthie Klänge, die an Soundtracks erinnern. Auf der neuesten Zusammenstellung vereint das Label einen Soundtrack von 1974, diverse Werbejingles aus der Zeit und die BBC Musik zur Mondlandung. Ein wilder Tripp!
1982 hat der junge Brite Ian Elms ein einziges Album veröffentlicht, das in Kreisen von Minimal Fans legendären Ruf genießt. „good night“ bringt bei einschlägigen Handelsseiten gerne 150 Euro ein. Das US Label Dark Entries hat für Anfang August das längst überfällige Reissue des kauzigen Kleinods angekündigt! Danke dafür!
Das schweizer/deutsche Duo „Gott“ veröffentlicht vier Jahre nach der letzten EP die neue 2-Track EP „mutatio“. Dieses Mal haben sie sich an etwas ganz Besonderes gewagt. Beide Tracks sind Cover – soweit, so wenig besonders. Aber eines der beiden gecoverten Stücke ist „Fields Of The Nephilim“s alter Goth Rock Hit „the watchman„. Den haben sie in einen Dancetrack umgewandelt. Jede/r, der/die das Original kennt, wird sich das schwerlich vorstellen können. Und beim ersten Hören klingt das auch seltsam. Aber schon beim zweiten Durchlauf ergibt es tatsächlich Sinn! Irres Ding!
Das Hamburger Duo „Ernst Leben“ hat knapp zwei Jahre nach seinem Debüt kurzerhand beschlossen, ein eigenes Label zu gründen. Auf Ernst Label haben sie nun ihre neue Single „nicht dein ernst“ veröffentlicht. Hier geht es weiterhin ordentlich gaga zu. Allerdings haben die beiden sich vom reinen Minimal verabschiedet. Songs und Produktion sind auch nicht mehr so rudimentär wie noch zu ihren Debützeiten. Spaß wird aber weiterhin ganz groß geschrieben. Hoffen wir, dass sie bald ein Album nachschieben.
Ganze 13 Jahre weilt Mark Linkous aka „Sparklehorse“ schon nicht mehr unter uns. Als sich der depressive Musiker 2010 das Leben nahm, waren die Arbeiten an einem Album bereits weit fortgeschritten. Seine Familie hat „bird machine“ nun hingebungsvoll vollendet. Und so kommen wir tatsächlich noch in den Genuß eines komplett neuen „Sparklehorse“ Albums. Der Vorabsong „the scull of lucas“ hat alles, wofür man Linkous so liebt: Tiefe, fragile Melancholie voller schöner Melodien mit 60s Anleihen und dazu der prägnante, mehr gehauchte Gesang. Dabei entsteht eine rührende Nähe und Wärme und ein Gefühl von Verstandenwerden, wie es wohl nur Linkous hinbekommen hat. Ich schätze, auf dieses Album können wir uns freuen!
Oliver Hibert kommt aus Scottsdale, Arizona und ist eigentlich bildender Künstler. Er hat sich der Psychedelic Art verschrieben und zieht das komplett durch. Er macht psychedelisch Plakate oder entwirft Tarot Decks. Alles, was man halt so mit Psychedelic Art assoziiert. Da liegt es freilich nahe, auch entsprechende Musik zu machen. So erschien vor einem Jahr „electric hourglass“ (schon der Name erfüllt jedes Klischee!) digital und als Tape. Letzteres gibt es als Special mit Buch, Poster und – Achtung schon wieder Klischee: Pfauenfeder! Die Musik kann sich jedenfalls hören lassen. Das erinnert mich an die „Dukes Of Stratosphear“ aka „XTC“, die Anfang der 80er (erfolgreich) versuchten, die psychedelischen „Pink Floyd“ nachzuahmen. Hilbert klingt freilich moderner. Dennoch finden sich natürlich auf „electric hourglass“ Hammondorgeln, Fuzzgitarren, wirre Arrangements und Geblubber, dass es eine wahre Freude ist. Er ziehts einfach durch!
Es gibt mal wieder eine neue Platte von Carlo Onda. Tatsächlich vermochte mich die bereits Mitte Juni erschienene Platte „euro89“ beim ersten Reinhören nicht so recht zu begeistern. Der Schweizer versucht sich hier vor allem in den Lead-Sounds an Früh-90er Kitsch Elektro. „your kiss so sweet“ hört sich so an, als ob es geradewegs mit der Zeitmaschine herbeigeflogen wäre aus einer Ära, als „Enigma“ seine ersten Gehversuche unternahm und „Culture Beat“s „der erdbeermund“ im Radio dudelte. Als Gastsängerin hat er u.a. „Blanche Biau“ gewinnen können, die der Single „kette“ ihre Stimme geliehen hat. Hier frischt „Carlo Onda“ den Früh-90er Sound angenehm zeitgemäß auf. So bohrt sich gerade dieser Song bei aller Beiläufigkeit direkt ins Ohr. Der Großteil der zehn Tracks fügt sich in dieses Klangbild. „temptation“ und „close to midnight“ sind die beiden tanztauglichen Stücke des Albums. So ergibt „euro89“ auf einmal Sinn und ist eine wirklich runde Sache geworden!
Neues bzw. altes auf Kernkrach: Das bereits 2015 auf Hertz-Schrittmacher/Kernkrach erschienene Album „kolophonium“ des isländischen Projektes „Dada Pogrom“ hat soeben eine Wiederveröffentlichung auf Vinyl erfahren. Die origionale LP ist längst vergriffen und inziwschen hochpreisig. Zudem hat die Neuauflage ein komplett anderes Cover – statt Foto gibt es einen schicken Siebdruck. Die Musik ist eine upgedatete Variante von 80er Minimal. Charmant und in weiten Teilen tanzbar. Feine Platte, die durch das neue Artwork definitiv ein Upgrate erfahren hat.