Hope – Navel

W O W! “Hope” ist dieser Tage genau das was ich gebrauchen kann! Oder ein bisschen Musik, welche mich beim hören nach und nach schützend umschließt und mit seinem magischen Sog reinzieht, oder besser, rauszieht aus diesen -auf unterschiedliche Art und Weise- anstrengenden und beschissenen Zeiten. 
Und ja, diese vierköpfige Berliner Band um Sängerin Christine Börsch-Supan vermag genau das. Ich weiss, Plattenrezis sind schnell mit allerlei Superlativen dabei… aber hier stimmt es einfach; dieses Album ist eines der intensivsten einnehmendsten Stücke Musik, die ich seit langem über eine Albumlänge gehört habe… und in den richtigen Momenten mit seiner hypnotischen Melancholie sicher aufreibend aber vor allem Balsam für geschundene Seelen! Wie “Hope“ das schaffen? Nun, atmosphärisch erinnert mich ihr zweites Album “navel” am ehesten an den intensiven Trip Hop eines „Tricky“. Minimale Arrangements, düstere Moog Sounds, dezente Gitarren, stoische Beats und über allem die tiefen –teils gesprochenen- Vocals ihrer Sängerin.
Hört es Euch an, am besten über Köpfhörer, es ist einfach fantastisch!

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(mf)

The Sweet Serenades – Everything Dies

Ach wie schön, dass es das noch gibt in 2023. Ein skandinavisches (noch genauer, schwedisches) Indiepop Album, welches an die goldenen Skandi Pop Zeiten der späten 00er Jahre erinnert.
Das mittlerweile als Ein-Mann-Projekt wunderbar funktionierende “The Sweet Serenades” macht hier genau das, was damals viele Bands und ihre Alben ausgezeichnet hat… der Kern ihrer Musik bildete ein überaus feines Händchen für Popmusik im eigentlichen Sinne -also mit ganz viel Vermögen und Mut zu Melodien, Harmonien und Pathos- ohne dabei harmlos und gar beliebig zu werden. Vielmehr gab es unzählige Releases, die eingängiges Songwriting mit melancholischen bisweilen auch düsteren Arrangements verbanden. Und genauso verhält es sich auch bei dem Schweden Martin Nordvall.
Sein neues Album “everything dies” strotzt einerseits geradezu vor melodiöser Eingängigkeit und transportiert gleichzeitig mit seinen synthlastigen Arrangements eine herbstlich süße Schwere, die unter die Haut geht. Letzteres ist nicht weiter verwunderlich -ja vielmehr eine gelungene emotionale “Übersetzungsarbeit” von Songschreibenden zu Zuhörenden- verarbeitet Nordvall hier doch den plötzlichen Tod seines Vaters wie die Geburt seiner Tochter gleichermaßen… und hat damit sicherlich eines der Indiepop Herbstscheiben des Jahres 23 veröffentlicht.

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(mf)

Annie Taylor – Inner Smile

Na, da ist mir ja echt was durch die Lappen gegangen… gemeint ist “Annie Taylor” mit ihrem zweiten Album “inner smile”, welches bereits im Sommer diesen Jahres veröffentlicht wurde.
Tatsächlich ist dieses Werk nämlich ein ziemlich gelungenes garagiges Indierockalbum, wie ich es in den letzten Jahren viel zu selten gehört habe… und das von einer Band aus der Schweiz, wow! Geile Songs, super Hooklines und Refrains die verfangen und dabei gekonnt wie diskret auf amerikanische Held:innen wie „Veruca Salt“, „L7“ und frühe „Yeah Yeah Yeahs“ verweisen und dabei gleichzeitig auch Britpopikonen wie „Lush“ und „Echobelly“ mitdenken. Richtig nice das!

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Ortrotasce – War EP

Anfang des Jahres veröffentlichte Nic Hamersly aka „Ortrotasce“ die neue „war ep“ digital – das erste umfangreichere Release seit den beiden großartigen, überwiegend instrumentalen Alben „monument of existence“ und „ortrotasce“ von 2014 und 2016. Auf der neuen EP singt er nun und hat sich hin zum EBM entwickelt. Das macht aber zum Glück sehr eigen und wenig plattitüdenhaft. Gute Weiterentwicklung! Das spanische Label Oraculo hat die EP nun auf Vinyl veröffentlicht.

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(vk)

Koma Kombo – Bullen-Rentner-Denunzianten

Die Hambuger Band „Komakombo“ war in den frühen 80er aktiv und veröffentlichte damals eine 12″ und ein Tape. Beides sind heute gesucht. Umso erfreulicher ist es, dass sie unter leichter Namensänderung zu „Koma Kombo“ und unter anderem Album-Namen die 12″ plus CD wiederveröffentlicht haben. Ihre Musik ist klassischer Früh-80er Punk zwischen „Abwärts“, dem „KFC“ und den großartigen „V.U.„. Für Freund*innen der genannten Bands Pflicht!

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(vk)

Cosmetics – Baby

Das Duo „Cosmetics“ war im wesentlichen 2010 aktiv, veröffentlichte einige Singles und 2013 eine Compilation dieser Singles. Songs wie „sleepwalking“ und „soft skin“ waren damals gehypt. Der minimale verträumte Sound war damals neu – lange vor Stranger Things oder dem Overkill solcher Musik durch das Label Italians Do It better. Seither war es still um die „Cosmetics“. Anfang des Jahres kündigten sie dann auf einmal ein neues Album an. Das ist nun zeitgleich mit der neuen Single „pillow talk“ erschienen. Gerade die Single schließt exakt da an, wo die Band vor zehn Jahren aufgehört hat. Was bei den „Cosmetics“ immer besonders positiv auffällt ist die Unaufgeregtheit. So ist „baby“ sicher keine musikalische Überraschung. Aber unbedingt ein gutes Album. Gut, dass die „Cosmetics“ wieder da sind.

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(vk)

Various – Decoder

Der Film „Decoder“ darf sicher mit Fug und Recht als legendär bezeichnet werden. Allein der Cast: FM Einheit („Einstürzende Neubauten“, „Abwärts“), Christiane Felscherinow (Christiane F), William S. Burroughs, Genesis P-Orridge. D („Throbbiung Gristle“, Psychic TV“). Der sperrige Soundtrack beinhaltet entsprechend „Einstürzende Neubauten“, Dave Ball von „Soft Cell“ und „The The“. Zwar war der Soundtrack nie wirklich rar, jedoch war es immer schwer, eine Platte zu finden, die in brauchbarem Zustand war. Nun ist endlich eine Neuauflage erschienen!

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Mull Historical Society

Bis vor kurzem wusste ich gar nicht, dass der Schotte Colin MacIntyre aka „Mull Historical Society“ überhaupt noch aktiv ist. Anfang der 2000er wirbelte er mit drei großartig-hymnischen Popalben die Musikwelt auf. Zwar veröffentlichte er weiter, es wurde aber still um ihn. In diesem Jahr dann das: Zunächst veröffentlicht er erstmals das dritte Album „this is hope“ auf Vinyl. Das gab es 2004 lediglich als CD. Und im Sommer kam dann das neue Album „in my mind there’s a room„, das nun gerade als LP erschienen ist.

Die Jahre sind auch an MacIntyre nicht spurlos vorbeigegangen. So klingt er 2023 reifer – die Songs überlegter. Die guten Melodien sind geblieben und so funktioniert das alles ganz wunderbar. Die Stücke sind erfreulich vielseitig. Meine Assoziation ist eine Mischung auf Daniel Johnston und Rufus Wainwright. Bei Stücken wie „my bedroom was my rocket“ schließt MacIntyre an sein Frühwerk an. Schöne Wiederentdeckung, die vor allem mit „in my mind there’s a room“ prima in den kommenden Herbst passt.

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King Gizzard & The Lizard Wizard – The Silver Cord

Ein neues Album von den irren Australiern von „King Gizzard & The Lizard Wizard“. Soweit, so normal. Schließlich waren es KGLW, die einst in einem Jahr sechs Alben veröffentlichten. Da mag es verwundern, dass „the silver cord“ – lässt man die Live Alben und Demos außer Acht – erst das zweite Album in diesem Jahr ist. Zur Einstimmung haben sie ein abgedrehtes drei Tracks umfassendes Video veröffentlicht. Nach den Metal-Prog Anwandlungen beim letzten Werk, geben sie sich hier sehr poppig und gefällig. Erinnerungen an die „Flaming Lips“ werden da wach. Bei „set“ schielen auf den Dancefloor und lassen der Elektronik freien Lauf. Das Ergbnis erinnert an „Primal Scream“. Auch das ist sicher keine schlechte Referenz. Jedenfalls scheint das (mal wieder) ein wildes Album zu werden. „the silver cord“ erscheint am 27.10.

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(vk)

Oppenheimer MKII – The Precense Of The Abnormal

Ein neuer Minimalkombinat Release ist eigentlich immer ein Grund zur Freude. Dieses Mal ist es die Vinyl-Erstveröffentlichung des 10 Jahre alten „Oppenheimer MKII“ Albums „the presence of the abnormal„. Hinter dem Projekt, das bisher nur dieses Album veröffentlicht hat, verbergen sich Mark Cumby von den „Konstruktivists“ und „Mitra Mitra“ sowie Andy Oppenheimer, der mit „Oppenheimer Analysis“ legendäre Hits wie „radiance“ und „the devil’s dancers“ geschaffen hat. Es handelt sich hier also um eine Art Mini-Supergroup. Musikalisch geht es natürlich Synthie-lastig zu. Die aufgefrischte Variante von Minimal mit Synthpop und Wave-Pop-Feeling kommt angenehm unaufgeregt daher. Schönes Album, das wächst.

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(vk)