Neues vom Berliner Duo „Infant Sanchos„. Diese Mal allerdings kein Album, sondern ein EP mit vier Tracks plus einem Remix. Laut Instagram Post scheinen Geld und Nerven für ein Vinyl Release zu fehlen – beim letzten Album gabs schließlich einigen Stress, weil sich die Auslieferung ewig hinzog. Nun also erst einmal digital. Und da geht es da weiter, wo das letzte Album aufgehört hat. Abwechslungsreich bewegen sich die beiden auf „szene 23“ zwischen Synth Punk, Synthpop oder Coild Wave. Den Track „gerd albartus ist tot“ gab es auch schon live zu hören. Für meinen Geschmack hätte es das Geballer des Remixes nicht gebraucht. Sonst aber eine runde Sache das Ganze!
Dass die Postpunk/New Wave Band „And Also The Trees“ ein neues Album für das neue Jahr plant, ist schon eine Weile bekannt. Nun gibt es den ersten Song zu hören und dazu ein Release Datum. Im Februar ist es soweit. Der erste Song klingt schön melancholisch und angenehm konkret. Aber hört selbst:
Die gerade erschienene Split EP „intercontinental“ ist die erste physische Veröffentlichung beider beteiligter Acts. Zum einen ist das das mexikanische Duo „Gris Futuro“ („Equinoxious„-Ableger), das mit typischen, an Modular-Synthies geschraubtem Minimal mit sehr poppigem Gesang überzeugt. Ohne es sicher zu wissen, scheint der andere Act „Maivaise Fin“ die neueste Inkarnation von Thomas Meier-Goldau aka „THX 1971“ zu sein. Hier geht es entsprechend minimal-poppig, aber auch ein wenig steril zu. Limitiert auf 180 ist das Ganze, sodass sich wohl Eile beim Erwerb empfiehlt.
Schone einige Zeit ist die britische Gothrock Legende „Rosetta Stone“ wieder aktiv. Anfang des kommenden Jahres wird es zwar zunächst kein neues Album, dafür aber gleich mehrere Rereleases geben. So wird das erste Mal seit 1991 das Debüt „an eye for the main chance“ als Vinyl erscheinen. Das 2000er Cover-Album „unerotica“ sowie die Compilation „foundation stones“ wird es überhaupt erstmals auf Vinyl geben.
Sänger und Zentrum der „Goldenen Zitronen“ Schorsch Kamerun hat es nach Jahrzehnten in der Hamburger Szene nun nach Berlin verschlagen. Als erstes Lebenszeichen von dort hat er gerade die neue Single „stoppt den krieg (schlagt die schweine tot?)“ veröffentlicht. Hier beschreibt er stoisch etliche Kampffahrzeuge. Im Refrain gesellt sich Annemaaike dazu. Musikalisch erinnert das an die große „lenin“ Platte der „Zitronen“ in etwas frischer. Im neuen Jahr wird es auch eine 7″ dazu geben. Bitter weiter so.
Ja, es ist Weihnachtszeit und da bevölkern auch neue Reissues die Fächer der Plattenläden. So auch der Meilenstein des Synthpop „non-stop erocitc cabaret“ von „Soft Cell“ aus dem Jahr 1982. Freilich wurde der schon etliche Male wiederveröffentlicht. Allerdings ist die Neuauflage in mehrerlei Hinsicht interessant. Die Platte wurde wieder einmal neu gemastert, was ihr aber sehr gut tut, weil die Songs dadurch sehr viel diffenrenzierter als auf der Original Platte klingen. Und der echte Mehrwert ist die Erweiterung auf eine Doppel-LP: Auf LP 1 findet sich das Album, auf LP 2 Singletracks wie besipeilsweise der Übersong „torch“. So skeptisch ich Reissues oft gegenüberstehe: Hier lohnt es sich!
Ganze 21 Jahre hat der legendäre ehemalige „Genesis“-Frontmann verstreichen lassen, bis er sein neuestes Album veröffentlicht hat. Gut, er war zwischendurch nicht untätig: Es gab Live Alben, wirklich spannende Cover usw. usf. Aber dennoch ist „i/o“ das erste richtige Peter Gabriel Album seit 2002!
Wenn man das nun anhört, kommt es einem wie ein guter, alter Bekannter vor: Melancholische Song mit wirklich guten Melodien – dazu ein Hauch World Music, nicht erwartbare Arrangements. Aufregend! Ganz so, wie man es von Gabriel kennt. Die fette Produktion, die besondere Aufmachung des Artworks mit dickem Heft – all das macht „i/o“ zu etwas Besonderem. Die Songs haben eine Tiefe, die sie von anderen Pop Alben deutlich abhebt. Man könnte anmerken, dass sich Gabriel hier nicht neu erfindet. Aber bei all dem, was er in den letzten über 50 Jahren geschaffen hat, braucht es das wirklich nicht. Vielmehr sehe ich „i/o“ als die Essenz seines Schaffens.
Gerade die Tiefe und Melancholie, die monatliche Veröffentlichung der Songs über das Jahr, Unterschrift auf dem Artwork: All das erweckt das Gefühl, dass sich hier ein Großer verabschieden will. Immerhin ist der Künstler mittlerweile 73 Jahre alt und wird vermutlich nicht noch einmal 20 Jahre auf das Release des nächsten Albums warten können. Wenn das so sein sollte, ist es ihm mit Bravour gelungen!
Einzig das Veröffentlichen des Albums in zwei Versionen, die sich lediglich ein wenig im Mix unterscheiden, war nun nicht nötig und hat ein Geschmeckle. Aber wenn ich das schon erwähne, empfehle ich den Dark Side Mix. Hier wird den Stücken noch ein wenig mehr Tiefe und Differenzierung verliehen. Aber der Unterschied zwischen beiden Varianten ist doch zu gering, als dass man die Bright Side Mix Version als nicht gelungen abtun könnte.
Peter Gabriel zeigt auch 2023, dass er noch immer einer der ganz Großen ist!