Fünf Jahre hat sich Jean Lorenzo aka „Silent Em“ Zeit gelassen , um plötzlich mit einem neuen Album um die Ecke zu kommen. 8 Stücke umfasst „real life“ und fügt sich nahtlos in „Silent Em“s bisheriges Schaffen: Minimal mit Gitarren und deutlichen Postpunk Anleihen – alles sehr druckvoll gehalten. Wo bisherige Releases von ihm meist einige Durchhänger dabei hatten, reiht sich hier Hit an Hit. Schöne Überraschung zum Jahresende! Es gibt zwei Versionen von dem Album – mit zwei verschiedenen Covern: In den USA erscheint das Album auf DKA und in Europa auf Kernkrach.
Fast zwei Jahre nach ihrem oppulenten Doppel-Album „vessel of voices“ meldet sich Nina Belief mit einem neuen (digitalen) Mini Album zurück. „theta“ ist deutlich sperriger und düsterer als sein Vorgänger geraten. Zwar gibt es nach wie vor Synthwave zu hören, allerdings mit unkonvemtionellen Arrangements und Abläufen. Bisweilen glaubt man einen Soundtrack zu hören. Gerade deswegen verdient das Album eine physische Veröffentlichung…
Das serbische Label Discom hat uns bereits 2017 ein Kleinod des serbischen 80s Synthiessounds geschenkt: „Data“ – „could you find your analog mind?“ Im Dezember erscheint eine Zusammenstellung mit Demos aus der Zeit sowie von dem alter ego der Band: „the master scratch band“. Die Musik zeichnet sich durch eine wilde Experimentierfreude aus. Spannender und tanzbarer Minimal ist das Ergebnis. Dass das „it was ridiculous, it was amazing“ war, glaubt man sofort. Schön auch die Hommage an Halloween:
Die Tübinger Band „Familie Hesselbach“ existierte von 1981-85 und erlangte vor allem durch ihr selbstbetiteltes Debüt und den Song „warnung vor dem hunde“ Berühmtheit. Der druckvoll tanzbare Postpunk lässt einen einfach nicht ruhig sitzen. Letztes Jahr erschien ihr 1982er Live Album „froh zu sein“ mit Bonus Material als Doppel-LP neu. Nun haben sie die EP „süddeutschland“ zusammen mit den Studiotracks des letzten Tapes der Band „der untergang des hauses h.“ als LP nachgeschoben. Die EP Tracks sind deutlich weniger druckvoll als die des Debüts, aber sehr viel aufgeräumter und poppiger. Das funktioniert erstaunlich rund und steht dem Debüt in nichts nach. Die restlichen Stücke sind musikalisch ähnlich und fallen vor allem dadurch auf, dass sie auf Englisch sind. Interessant, wie sich eine Band in nur vier Jahren Bestehens so spannend entwickeln kann. Und schön, dass es die Musik nun wieder auf Platte gibt!
Viel wurde bereits geschrieben über „The Cure“s erstes Album seit 16 Jahren. Obendrein hat es „songs of a lost world“ gerade als erstes Album der Band überhaupt auf den ersten Platz der deutschen Album Charts geschafft. Was hat uns eine Band im Jahr 2024 zu sagen, die in den 80ern stilprägend war? Nun, Stücke mit der musikalischen Leichtigkeit eines Robert Smith in seinen 20ern und 30er kann man heut natürlich nicht mehr erwarten. Stattdessen zelebrieren „The Cure“ Schwermut in allen 8 Stücken des neuen Werkes. Smith geht auf die 70 zu und blickt zurück. Auch musikalisch. So schwelgen die Synthies wie seit „disintegration“ nicht mehr. Gleichzeitig wird die Gitarre mit Wahwah gegniedelt, wie es eigentlich nicht nötig gewesen wäre… Ebenso hätte man auf den Metalverzerrer beim Bass verzichten können. Das Schlagzeug wirkt gerne mal ziellos. Blendet man das aus, überrascht „songs of a lost world“ mit einer mitreißenden, schwelgerischen Melancholie, wie man sie bei „The Cure“ wohl seit „bloodflowers“ nicht mehr hören konnte. Smiths Stimme klingt tatsächlich noch immer wie die eines 25-Jährigen. Wie auch immer er das anstellt. „The Cure“ sind zurück. Auch wenn sie heute nicht mehr an ihre Glanztage heranreichen, wissen sie mit reifer Nachdenklichkeit zu versöhnen.