Nach dem legendären „Codeine“ Debüt „frigid stars“ aus dem Jahr 1990 hat die Band 1992 ein zweites Album aufgenommen. Kurz nach den Aufnahmen verlies Chris Brokaw die Band, weshalb die Aufnahmen in Vergessenheit gerieten. Die Stücke erschienen erst 1994 neu auf dem zweiten Album der Band: „the white birch„. Nun aber sind die ursprünglichen Aufnahmen mit 30 Jahren Verzögerung herausgekommen – als Album benannt nach dem Tonstudio, kurz: „dessau„. Schöne Überraschung – zum nun beginnenden Herbst geradezu perfekt: Slowcore at its best!
Das slowakische Label 4mg präsentiert den neuesten Teil seiner „wave earplug“ Serie. Wieder sind dabei mehr oder weniger bekannte Synth Acts von EBM bis Snyth Pop vertreten. Wie immer ist auch dieser Teil der Reihe sehr preisgünstig und wie immer sind einige echte Perlen dabei. Acts dieses Mal u.a.: „Makina Girgir“, „Martial Canterel“ und „Staatseinde“. Highlight ist das poppig treibende „fading memories“ von „Alpha Sect“:
Zum 50-jährigen Jubiläum des ersten Abums der stilprägenden Krautrock Legende „Neu!“ erscheint Ende des Monats eine interessante Box, die neben den 4 Alben der Band auch eine Tribute Platte mit Neuinterpretationen (harharhar) einiger „Neu!“ Stücke enthält. Wenn man die regulären Platten noch nicht hat, empfiehlt sich die Anschaffung freilich schon wegen der Original Alben. Wenn man die bereits im Regal stehen hat, fährt die Tribute Platte Einiges an interessanten Artists auf wie „The National“, „Fink“, Yann Tiersen und „Mogwai“ und deren Coverversionen und Remixe auf. Schöne Box, bei der es selbst mir in den Fingern juckt, obwohl ich die regulären „Neu!“ Alben bereits besitze.
Bei „Synth-Kids!“ geht es nicht um ein Album, dafür aber sehr viel um Musik. Die Graphic Novel des Schweden Tomas Z Westberg ist autobiographisch und handelt genau von dem, was man bei dem Titel erwarten würde: Westberg – 1985 selber 13 jahre alt – beschreibt hier eine Teenie-Identitässuche, Freundschaften und eben die Subkultur, die dazu mehr als nur den Soundtrack lieferte. So geht es um das Entdecken von Synthie Musik, dunkle Klamotten und schließlich eben um die Musik von „Depeche Mode“ bis „à; GRUMH“. Das alles ist nicht nur liebevoll gezeichnet und erzählt, sondern ist angereichert mit echten (Privat-)Fotos aus der Zeit, Plattencovern und Live Bildern. So taucht man tief in das Leben der schwedischen „Synth-Kids!“ ein. Tipp! Nicht nur für Synthie Freund*innen!
Es sei noch erwähnt, dass Westberg bis heute als Musiker aktiv ist und uns 2020 mit dem Projekt „Syntet“ ein großartiges Album geschenkt hat. Derzeit ist er als „Svaj.“ aktiv.
Ganze sechs Jahre hat sich die britische Formation für ihre neues Album Zeit gelassen. Diesen Monat erscheint nun endlich der Nachfolger von „born into the waves„. Und endlich gibt es den ersten Song zu hören. „in a bed in yugoslavia“ wirkt einerseits aufgeräumter, andererseits ist das Arrangement mit Bläsern bestückt. Was zunächst widersprüchlich erscheint, erschließt sich sogleich beim Hören. Das Stück verspricht eine teife Emotionalität, wie man sie lange nicht bei „And Also The Trees“ gehört hat. Hoffentlich hält das Album dieses Versprechen. Falls ja, dürfte das das beste Album der Band seit vielen Jahren sein.
Zwichen den ersten beiden Alben des Australiers Marc Dwyer aka „Buzz Kull“ lag nur ein Jahr. Und beide Alben sind vollgepackt mit energetischen, düsteren Clubhits. Für Album Nummer drei nahm er sich nun vier Jahre Zeit. Da sind die Erwartungen groß. Bisher gibt es einen Track von dem im November erscheinenden „fascination“ zu hören. Der hört sich wie eine leicht upgedatete Version des Projekt Sounds an. Kurz: Prima Track!
21 Jahre nach dem ursprünglichen Release erscheint das erste Album von „Miss Kittin & The Hacker“ im September neu. Das Album, das so wegweisend war, ist im Original nur noch überteuert zu haben. Da erfreut es, dass es nun eine remasterte neue Version geben wird. Bei der Gelegenheit empfiehlt es sich, sich das gesamte Werk noch einmal zu Gemüte zu führen. Es verblüfft, wie aktuell sich der treibende Synthie Sound des Duos heute noch anhört. Ebenso beeinflusst vom damaligen Electroclash Hype wie auch dem Dance Sound Detroiter Prägung, haben die beiden hier ein Album geschaffen, das bis heute so frisch wirkt wie gestern released. Mit dabei auch der Track „1982“, der im „Vitalic“-Remix legendär geworden ist. Aber auch die Album Version ist nicht zu verachten:
Wieder einmal ein Tipp von Jeff: Diesmal das Ein-Mann-Projekt „Other-ed“ aus Frankreich. Laurent Chopard macht hier alles komplett selber: Vom Songwriting, Recording bis hin zum Artwork. Das erste Release scheint aus dem Jahr 2020 zu stammen. Im letzten Jahr erschien das Debüt Album digital und auf CD. Auf der Bandcamp Seite beschreibt der Künstler seine Musik als „post industrial synth pop“. Passt ganz gut. Jedenfalls fällt der starke 80er Jahre Fokus auf. Bisweilen fühlt man sich an „Fad Gadget“ erinnert, was freilich kein Fehler ist, solange ein ausreichendes Maß Eigenes übrig bleibt. Gestern erschien mit „no gods no masters but glitter“ ein neuer Track, der Hoffnung auf ein neues Album macht. „Other-ed“ sollte man wohl im Blick behalten!
Gabi Delgado kennen die meisten nur von „DAF“ oder seinen Solo Releases. Tatsächlich hatte er aber einige weitere interessante Projekte – so auch das kurzlebige Projekt „Delkom“, bestehend aus Saba Komossa und ihm. Es erschien nur ein Album und einige EPs 1990 und 1991. Die Musik verbindet New Beat, Electro, Italo und Synthpop. Das Ergebnis erinnert in Teilen an „Vicious Pink“. Davon ab, dass das Album vielleicht ein wenig mehr Abwechslung gebrauchen könnten, sind die Tracks ansprechend und durchweg clubtauglich. Tracks wie „maskulin feminin“ könnte man auch als Neuinterpretation des Früh 80er „DAF“ Sounds sehen. Bedauerlich, dass das Album und die Ep „viva la droga electronica“ nur noch zu absurden Preisen zu haben sind – das gilt auch für das Reissue des Albums von 2004. Da wäre ein Rerelease doch eine feine Sache! Highlight ist sicher „viva la droga“:
Vor kurzem hatte ich die italienische Band „Effetto Joule“ noch in der „Fusion Fatale“ Besprechung erwähnt, da erscheint auf demselben Label – nämlich Minimalkombinat – eine neue Zusammenstellung von eben diesen „Effetto Joule„. Glücklicherweise gibt es kaum Überschneidungen mit der bekannten „mechanic soldier“ LP auf Medical. Auf zwei LPs werden hier Tracks aus der Bandgeschichte aus den 80ern bis in die späten 90er zusammengestellt. Dazu gibt es eine CD mit den ungemasterten Versionen der meisten Stücke: Die LPs haben ganze vier Tracks mehr. Zur Musik: Die ist schöner Synthiepop mit dem gewissen Etwas und einer gehörigen Portion Eingängigkeit – wie man es schon von den bekannten Compilations und Releases kennt. Mit dabei ist eine völlig andere Version des Band-Klassikers „roberspierre“ und zum Glück auch der Song „telephone„. Wirklich feine Doppel Lp! Schnell zuschlagen, weil limitiert auf 177 Exemplare!