Etwas an mir vorbeigegangen ist dieses interessantes Reissue. Das Duo „Scorpion Violente“ aus Metz veröffentlichte von 2010 bis 2017. Ihr Debüt „uberschleiss“ wurde im letzten Jahr auf Replica wiederveröffentlicht. Ja und die Musik? Discogs nennt das Elektro Punk. Das trifft es aber keineswegs. Dafür sind zu viele Krautelemente und experimentelle Sounds enthalten. Ich fühle mich eher an „Suicide“ erinnert. Jedenfalls lohnt sich ein Reinhören.
„Comfort Cure“ kommt aus Detroit und veröffentlicht seit Ende 2019 regelmäßig digital. Die bisherigen waren mir ein wenig zu ziellos in ihrem Clubsound. Gerade aber ist die neue EP „cuts the line“ erschienen. Hier geht der Musiker neue Wege in Richtung „Kontravoid“ oder auch „Selektion„. Kurz: Also weiterhin cluborientiert, aber mit EBM und Songelementen. Die EP dürfte es gerne auch auf Vinyl geben!
„Acid Ernst“ hat soeben seine Debüt EP veröffentlicht. Dabei ist er kein Unbekannter, sondern vielmehr sonst unter dem Namen „Konstantin Unwohl“ unterwegs und hat mit seinem Debüt Album vor einem guten Jahr für einige Furore gesorgt. Nun also „Acid Ernst“. Die Tatsache, dass die „ehre“ auf dem Schweizer Label Lux Rec herauskommt, deutet an, dass es hier etwas wilder zugeht, als unter dem Alter Ego; denn Lux Rec ist bekannt für clubbige Dance Releases, die ordentlich nach vorne gehen. Die ersten beiden Tracks spiegeln genau das wieder. Dabei sind sie ziemlich wild und wirken unstrukturiert – aber zugleich faszinierend. „ehering“ kommt minimal daher – wären nicht die Italo Flächen. Es passiert allerhand in diesen nur vier Tracks. Schöne EP, die Lust auf mehr macht.
Kennt noch eine/r die britische Band „Inspiral Carpets“, die Ende der 80er mit ihrem Indiepop mit 60s Orgel so etwas wie die erste Brit Pop Band gewesen sein dürfte und deren Roadie später mit seiner Band „Oasis“ zu Weltruhm kommen sollte? Jedenfalls brachten die 5 in ihrer Anfangszeit von 1989 bis 1993 vier Alben heraus, die allesamt hervorragend waren und alle große (Chart-)Hits enthielten. Die ersten beiden Alben erhielten im letzten Jahr erstmals seit dem ersten Erscheinen eine Vinyl Wiederveröffentlichung. Gerade sind nun mit „revenge of the goldfish“ und „devil hopping“ Album Nummer drei und vier erstmals seit damals wieder als Vinyl erschienen. Schöne Sache das – vor allem für alle, die die Band nun erst für sich entdecken!
Drei Jahre ist es her, dass uns das Berliner Duo „Infant Sanchos“ ihr selbstbetiteltes Debüt mit dem Überhit „ringwelt“ schenkte. Ihr spröder Synth Punk kommt bei dem Song beinahe poppig daher. Am Freitag erschien nun mit „schäume“ das neue Album. Das klingt zunächst erst einmal deutlich runder als das Debüt, ohne aber etwas von der druckvoll-mitreißenden Energie einzubüßen. Zumindest gilt das für die ersten drei zu hörenden Tracks (keine Ahnung wieso man einen Tag nach Release nur die drei Pre-Order Tracks bekommt). Bei „satanspunk“ gibts auch noch ein Saxophon auf die Ohren. Schön, dass es noch so feine, frische, vor Energie sprühende Platten gibt!
Wiederentdeckt: 2006 in Houston gegründet hat sich das Projekt dem klassischen EBM verschrieben. Später kamen noch Italo und/oder Vapor Wave Elemente hinzu. Insgesamt zeichnen alle Releases eine angenehme Clubigkeit aus. Das bislang letzte Release war 2015 die an „Schwefelgelb“ erinnernde Maxi „disconnect„. Hervorzuheben ist besonders das einzige auf Vinyl erhältliche Album „memory„, dessen Tracks durchweg überzeugen. Das zugehörige Label Desire scheint es ebenso wie die Band leider nicht mehr zu geben. Das Album gibt es aber noch für halbwegs bezahlbare Preise.
Die Band „Ostseetraum“ hat bereits 2020 mit ihrem Debüt meine Aufmerksamkeit geweckt. Da machten sie wirren DIY/Kassettentäter Sound. Im September erschien mit „das gute leben ist schlecht“ Album Nummer 2. Das bleibt dem gewohnten Sound zwar treu, aber dieses Mal sind mit „halt mich fest“ und „schimmlige träume“ regelrechte Hits dabei. Schade, dass es gerade dieses Album im Gegensatz zum Debüt nicht auf Vinyl gibt.
Aus demselben Dunstkreis wie „Maske“ und also auch aus Berlin stammen „Die Verlierer“. Das Quartett hat im März sein Debüt Tape veröffentlicht, das gleichzeitg zum name your price zum Download angeboten wird. Musikalisch bewegt sich das Ganze zwischen „Maske“ und „Die Arbeit„. Der Gesang erinnert dabei bisweilen an den frühen Sven Regener von „Element Of Crime“. Highlight ist der Opener „die zeit“:
„Maske“ ist ein Berliner Quartett, das seit 2020 releast. Sie sind Teil einer Entwicklung weg von dem derzeit verbreiteten weich gespülten Sound von Indie Bands hin zu einem Mischmasch von Punk, New Wave und Post Punk. Dabei transportieren sie eine Dringlichkeit, die heute mehr denn je zeitgemäß sein dürfte. Zwei Tapes gibt es bislang bzw. alle Tracks zum name your price. Gerade ist ihr neuer Track „eiszeit“ erschienen – ein Soli Track für Anarchisten in der Ukraine. Da werden Erinnerungen an Bands wie „EA80“ wach. Dank an die Herren vom Bunkersyndikat für den feinen Tipp!
Neues von der Musikerin Sara Nicole Storm aka „Nail Club“. Nach diversen Tapes und der feinen Compilation „collected methods“ von 2020 ist „mise en abyme“ nun „Nail Club“s erstes richtiges Album. Immernoch steht eine vergleichsweise rohe Produktion im Mittelpunkt. Allerdings sind die Tracks hier kein klassischer Minimal mehr. Es wird mehr ausprobiert und so will es nicht gelingen, eine passende Schublade für „mise en abyme“ zu finden. Checkt es einfach mal aus.